21. September 2025: Geotop des Jahres

UNESCO Global Geopark: Aus dem Dornröschenschlaf erweckt - Steinbruch Streitsdöll auf der Tromm strahlt als neues Geotop des Jahres 2025

Dass es sich bei dem rötlichen Trommgranit um ein ganz besonderes Gestein handelt, zeigt sich im Steinbruch Streitsdöll eindrücklich. Als herausragendes Fenster in die Erd- und Kulturgeschichte zeichneten Geopark Geschäftsführerin Dr. Jutta Weber und Grasellenbachs Bürgermeister Markus Röth den Steinbruch am 21. September zum Geotop des Jahres 2025 aus. Über 40 Besucherinnen und Besucher lockte das Event am Sonntagmorgen zu dem wunderschönen Kleinod oberhalb von Scharbach. 

In seinem Grußwort freute sich Röth, dass der Steinbruch Streitsdöll nun aus seinem Dornröschenschlaf erweckt werde und als neugekürtes Geotop Einblicke in die geologische und kulturhistorische Geschichte ermöglicht. Er bedankte sich beim UNESCO Global Geopark, der neben den Informationstafeln, das neue Geotop bereits in seine Wanderinfrastruktur eingebunden hat, für die großartige Zusammenarbeit. Der rund drei Kilometer lange Rundwanderweg 1 vom Wanderparkplatz Tromm führt auf einem fast alpin anmutenden Steig direkt am neuen Highlight vorbei. 

Im Anschluss bedankte sich Geopark-Geschäftsführerin Weber bei der Gemeinde Grasellenbach und Engagierten vor Ort, ohne deren Engagement das neue Fenster in die Erdgeschichte nicht aus der Vergessenheit hätte gerettet werden können. Danach lud sie die Teilnehmenden ein, mit ihr in eine Zeitkapsel zu steigen und auf eine Reise durch die Erdgeschichte des Odenwalds zu gehen. Vor rund 350 Millionen Jahren kollidierten zwei Urkontinente, dabei befand sich der Ur-Odenwald in der Kollisionszone. Die bei der Kollision entstandenen heißen Gesteins-Schmelzen stiegen in die Erdkruste auf und kristallisierten dort aus. Im Folgenden ließ Weber die kommenden Millionen Jahre vor dem geistigen Auge ihrer Zuhörer entstehen, in denen sich im Halbwüstenklima vor rund 245 Millionen Jahren Buntsandstein und im Muschelkalkmeer vor 240 Millionen Jahren Kalksteine ablagerten.

Eindrücklich erklärte Weber die Entstehung des Oberrheingraben vor rund 50 Millionen Jahren, in dessen Folge sich der Odenwald einseitig heraushob. Die überlagernden Gesteinsschichten wurden bis auf den kristallinen Untergrund abgetragen und gelangten als Ablagerungen in den absinkenden Oberrheingraben. Sie schloss mit den Worten: „Der Tag des Geotops soll uns vor Augen führen, aus der Erdgeschichte zu lernen, um unsere Gegenwart und Zukunft lebenswert zu gestalten – das bedeutet, sorgsam mit unserem Planeten umzugehen, denn wir haben nur den einen.“

Wie nun genau der schöne Trommgranit entstanden ist, führte Jochen Babist, Fachbereichsleiter Geowissenschaften beim Geo-Naturpark, anschaulich aus. Als damals im Erdaltertum zwei Kontinente kollidierten, faltete sich in der Knautschzone ein riesiges Gebirge auf. Gleichzeitig entstanden Scherzonen, an denen eine quarzreiche Schmelze eindrang und als Trommgranit vor 339 Millionen Jahren in eine Tiefe von 18 Kilometern auskristallisierte. Der Trommgranit zeigt neben Quarz und Feldspat Kalifeldspäte, die dem Gestein seine rötliche Färbung verleihen.

 

Im Vergleich zur Entstehung des Gesteins ist die Geschichte des Steinbruchs kurz und entführt uns in die junge, dunkle Seite unserer Vergangenheit: Von 1935 bis 1943 baute die DESTAG (Deutsche Steinindustrie Aktiengesellschaft) dort Rohquader ab, die über Wahlen mit der Eisenbahn nach Nürnberg transportiert und für den Bau des Reichstagsgebäudes genutzt wurden. Drei Informationstafeln am Geotop laden Interessenten ein, sich tiefer mit der Geologie und der Entstehungsgeschichte des Trommgranits und seiner ehemaligen Verwendung zu beschäftigen.

 

Galerie der Geotope des Jahres ab 2002 (Felsenmeer)

 

Text:  Susanne Brendle, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Geo-Naturpark
Fotos: Marieta Hiller

Woher kommt der Name Streitsdöll?

Das Areal im früheren Steinbruch Streitsdöll soll noch durch einen polierten Stein aufgewertet werden, denn erst auf polierten Flächen sieht man die ganze Schönheit des hier anstehenden Gesteins. 

Ich fragte den anwesenden Aloys Dörr, woher der Name Streitsdöll rührt, und er erklärte mir daß Döll von Delle kommt und Streit daher, daß es hier früher oft Grenzstreitigkeiten gab, meist ging es dabei um Wasserrechte. Marieta Hiller

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Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald (UNESCO Global Geopark): Steinbruch Streitsdöll bei Grasellenbach wird Geotop des Jahres 2025

Besondere geologische Formationen erzählen uns spannende Geschichten über die Vergangenheit unseres Planeten. Am bundesweiten Tag des Geotops, dem 3. Sonntag im September, richtet sich der Blick auf diese Fenster in die Erdgeschichte. Für den Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald ist er Anlass, einen wertvollen Zeugen der Erdgeschichte zum Geotop des Jahres zu küren.

In diesem Jahr ist die Wahl auf den Steinbruchs Streitsdöll bei Scharbach (Grasellenbach) gefallen. Am Sonntag, den 21. September lädt der Geo-Naturpark ab 10:30 Uhr alle Interessierten zu einer Feierstunde ein, um den Geheimnissen des ehemaligen Abbaugeländes auf die Spur zu kommen. Der dort gewonnene typische, rosafarbene Trommgranit bildete sich vor 339 Millionen Jahren und ist Zeuge einer Kollision zweier Kontinentalplatten. Damals schmolzen Teile der Erdkruste auf und bildeten ein quarzreiches Magma, aus dem der Trommgranit auskristallisierte. Der Steinbruch Streitsdöll entstand an der Stelle einer natürlichen Felsgruppe, deren rundliche Blöcke die Oberfläche bilden, während im Steinbruch selbst das abgebaute Material zu sehen ist.

Im Anschluss an die Feierstunde mit Grußworten, Erläuterungen und einer Reise in die Erdgeschichte lädt Diplom-Geologe Jochen Babist (Fachbereichsleitung Geowissenschaften im Geo-Naturpark), zu einer Kurz-Exkursion durch das Steinbruchgelände ein.

Die Teilnahme an der Auszeichnung ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Zum Steinbruch gelangt man am besten über den Wanderparkplatz Tromm. Weitere Informationen zur Anreise finden sich auf der Website des Geo-Naturparks unter: www.geo-naturpark.de/sonderaktionen

 

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