Inkontinenz enttabuisieren: Aufklärung und Hilfsangebote

Kreis Bergstraße fördert Auseinandersetzung mit dem Tabu-Thema Inkontinenz / Informationen über Anlaufstellen, Formen und Behandlungsspektrum

Im Juni 2025 fand die Welt-Kontinenz-Woche statt. Schwerpunkt der Aktionswoche lag auf der Aufklärungsarbeit, denn Wissen motiviert, sich bei Inkontinenz ärztlich beraten zu lassen. Schätzungen gehen davon aus, dass 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung in der EU an Inkontinenz leiden, wobei hier aufgrund der nach wie vor bestehenden Tabuisierung des Themas von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist. 

„Die Inkontinenz ist ein Thema, über das in der Öffentlichkeit und bei den Betroffenen selbst nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird. Wir möchten die Welt-Kontinenz-Woche dafür nutzen, uns mit den Thema zu beschäftigen und zu beraten, Wissen in der Bevölkerung aufzubauen und vor allem auch Vorurteile abzubauen“, erklärte die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Angelika Beckenbach.

Laut Dr. Cordula Müller, Chefärztin am Kreiskrankenhaus Bergstraße und Leiterin des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums Bergstraße, nehmen nur die Hälfte der Betroffenen Hilfe in Anspruch. Sie neigen dazu, sich sozial zurückzuziehen, was einen großen Verlust an Lebensqualität mit sich bringt. „Das ist sehr schade, denn 80 Prozent der Betroffenen können wir komplett heilen oder die Beschwerden deutlich verbessern“, so Dr. Müller.

Es gibt verschiedene Formen der Harninkontinenz, darunter die Dranginkontinenz, die unter anderem medikamentös, operativ oder durch die Gabe von Botox behandelt werden kann. Eine andere, weit verbreitete Form der Blasenschwäche ist die Belastungsinkontinenz. Diese betrifft vor allem Frauen nach einer Geburt. Das Behandlungsspektrum dafür ist breitgefächert – meist genügt das Beckenbodentraining mit verschiedenen Hilfsmitteln, wie einem Würfel-Pessar und tamponförmigen Konen, die freiverkäuflich sind. Bei härteren Fällen kann auch eine kleine Operation Abhilfe schaffen. Andere Behandlungsmethoden sind beispielsweise das Biofeedbacktraining und das Toilettentraining. Bei Männern ist die Behandlung ähnlich – auch sie werden medikamentös behandelt oder können das richtige Beckenbodentraining erlernen und die Muskulatur trainieren.

Generell gilt: Wer unter Inkontinenz leidet, braucht keine Scham zu empfinden. Wenden Sie sich als erste Anlaufstelle an Ihren Gynäkologen, Urologen oder beispielsweise das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Bergstraße, eine ärztliche Beratungsstelle der Deutschen Kontinenz Gesellschaft.

Eine Reihe an Hilfsmitteln kann zur Unterstützung der Behandlung für Inkontinenz in Frage kommen.

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