Bei der jüngsten Jahreshauptversammlung der Lautertaler Grünen wurde nicht nur ein neuer Vorstand gewählt, sondern auch eine Reihe von brisanten Themen erörtert. Die neuen Vorsitzenden Stefanie Richter, Thomas Willumeit und Markus Meise haben der Fraktion hierzu umfangreiche Verkehrs-Informationen vorgestellt, die nun in einen parlamentarischen Antrag als auch eine Anfrage mündeten. Beide werden in der nächstwöchigen Sitzung der Gemeindevertretung behandelt.
Thomas Willumeit, der seit ein paar Wochen den ersten Vorsitz innehat, äußert hierzu: „Ausgehend vom Grundsatz, dass die Gemeindevertretung Lautertals parteiübergreifend nach den besten Möglichkeiten zur Entwicklung der Gemeinde sucht, reichen wir einen Prüfantrag ein, der die Einführung einer nächtlichen Tempo-30-Begrenzung zum Gegenstand hat. Bevor die Gemeindevertretung hierzu einen endgültigen Beschluss fasst, sehen wir es als richtig an, dass die Gemeindeverwaltung die Erfahrungen unserer Nachbarkommunen erfragt. Viele Bergsträßer Kommunen nutzen diese Option seit langem erfolgreich.“
Fehlende Nachtruhe
Den Grünen werde von Anwohnern der Nibelungenstraße immer wieder berichtet, wie sehr man dort unter dem Durchgangsverkehr leide. Auch der Ortsbeirat Elmshausen hatte sich deshalb dafür ausgesprochen, nachts Tempo-30 zu verfolgen. Alltäglich erlebe man dort gefährliche Situationen, wenn Autos und LKW mit hohen Geschwindigkeiten in den Dörfern unterwegs sind. Zweiter Vorsitzender Markus Meise kennt eine weitere besondere Nachtproblematik: „Tagsüber sind alle Menschen groß und klein mehr oder weniger mit dem Alltagstrubel beschäftigt. Hier fällt der Verkehr zwar ebenfalls problematisch auf, doch stellen die Nachtstunden eine nochmals gesteigerte Problematik dar. Nachts müssen sich die Anwohner erholen können. Nicht selten jedoch werden sie von `durch-donnernden LKW´ aufgeschreckt. Manche Bürger berichten davon, dass sie des nachts den Eindruck hätten, dass ihnen die LKW quer durch das Haus fahren würden. Diese Stimmen nehmen wir ernst und schlagen daher vor, eine nächtliche Tempo-30-Begrenzung ernsthaft zu prüfen.
Die Grünen möchten niemanden angreifen und wissen genau, dass alle Einwohner selbst auch Verkehr verursachen – direkt und indirekt. Stefanie Richter betont: „Verkehr ermöglicht uns zur Arbeit, zum Sport, zu Freund*innen und zu Familienangehörigen zu kommen. Er bringt uns aber auch um den Schlaf, nervt und gefährdet nicht nur mit den mehr als 2,5 Mio jährlichen Unfällen (Quelle: Statistisches Bundesamt) in 2024 unsere Gesundheit. Wir nehmen alle am Verkehr teil. Die Herausforderung, die sich stellt, ist, wie wir dies gestalten können, ohne dass wir zu Schaden kommen“.
Problem: Unsichere Radwege
Markus Meise verweist darauf, dass noch ein zweiter Bereich besonderer Aufmerksamkeit bedarf: „Seit Menschengedenken ist es üblich, dass Erwachsene in besonderer Weise auf das Wohlergehen der sogenannten `Schwächeren´ achten. Auf den Verkehr bezogen, bedürfen Kinder, Jugendliche und Senior*innen unsere besondere Aufmerksamkeit, denn der Verkehr nimmt seit Jahrzehnten immer weiter zu. So steigerte sich z.B. der PKW- und Motorrad-Verkehr von 1991-2019 um 28,6% - also fast ein ganzes Drittel“ (Quelle: Umweltbundesamt).
Im Lautertal sprächen die Grünen daher noch einen zweiten Teilbereich an, den Fahrradverkehr, der insbesondere von vielen Jugendlichen aber auch einigen Senioren verstärkt genutzt wird. So reichten die Grünen eine Anfrage an den Bürgermeister Andreas Heun ein, welche insbesondere die Verkehrssicherheit auf dem kombinierten Rad- und Fußweg zwischen Elmshausen und Reichenbach thematisiert. Richter, Meise und Willumeit erinnern: „Wenn wir gestresst am PKW-Lenkrad sitzen, sind wir schnell durch andere Verkehrsteilnehmende genervt. Dann vergisst man leicht, dass „Fahrrad Frei“ auf Gehwegen oft kein Gebot, sondern nur eine Möglichkeit für Fahrradfahrende eröffnet. Dort Dort sollen Radfahrer nach Aussagen von juristischen Internetplattformen nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Da dies nicht hinlänglich bekannt ist und mit dem Gefälle in Richtung Bensheim schwer zu gewährleisten ist, werden Fußgänger auf den Gehwegen oft gefährdet“. Ein weiteres drängendes Problem ist nach Wahrnehmung des grünen Vorstandes, dass Fahrräder an Einmündungen den Gehweg oft wieder verlassen müssten. Der ständige Wechsel zwischen der Fahrbahn und dem Gehweg verwirre stark und mindere die Sicherheit aller. So frage man sich schnell, ob eine klare Regelung, dass Fahrräder nur auf der Fahrbahn fahren dürfen oder ein gesonderter Radweg benötigt würde, um die Sicherheit aller zu erhöhen.
Die drei grünen Vorstandsmitglieder Richter, Willumeit und Meise sind überzeugt, dass man in den gemeindlichen Gremien trotz möglicher unterschiedlicher Meinungen eine tragbare Lösung finden könne.
Bündnis 90/Die Grünen Lautertal
Foto: Nächtliches Tempo-30 in Bensheim-Schönberg (Grüne)